Als ca. 7-Jährige habe ich mir wiederholt Hausarrest gewünscht, aber mein Vater hat nur verwundert den Kopf geschüttelt und meine Mutter fragte mich: "Susi, spiiinnst du?". Beide Reaktionen konnte ich als Kind nicht nachvollziehen. War es doch ein dringlicher Wunsch von mir, DAS nachzuspüren, was viele meiner Freundinnen häufig erlebten und beklagten. Und ich bat ja nicht mal um eine ganze Woche...(oder wie bei manchen Freundinnen sogar zwei Wochen)....sondern nur um einen Tag. Aber mein Wunsch wurde abgelehnt.
Jetzt rund 33 Jahre später, ist es soweit. Unser Landesvater hat einen (kleinen) Hausarrest verordnet. Ja, doch, irgendwie ist es schon ein richtiger Hausarrest - denn verglichen mit früher: Meine Freundinnen sollten und durften ja auch in die Schule (=Arbeit) oder zum Einkaufen oder in den Turnverein (wurde ja schließlich auch bezahlt - jetzt kein Verein, aber Joggen darf man noch).
Manchmal dauert es einfach länger, bis Wünsche in Erfüllung gehen und man braucht Geduld - manchmal gehen sie auch dann in Erfüllung, wenn man schon gar nicht mehr an sie denkt. :-)))
Ich jedenfalls mache eine neue Erfahrung und seh das positiv, denn: Ich habe jetzt Zeit, über mich, mein Leben, meine Ziele, meine Beziehungen, meine Träume, meine Wünsche, meine Bedürfnisse zu reflektieren, meinen Hobbies nachzugehen, Neues auszuprobieren, usw. Ich hoffe, dass auch du/Sie Zeit dafür hast/haben.
Aber auch an folgende Menschengruppen, werde ich denken (Liste vermutlich nicht vollständig):
- Kinder und Jugendliche, für die die Kita, die Schule der einzig sichere Ort ist, an dem Struktur herrscht und die jetzt bis auf Weiteres in einem potenziell gefährdenden, missbräuchlichen Umfeld sitzen (Stichwort: §8a, Kindeswohlgefährdung);
- Kinder und Jugendliche, die (ich wie ich einst) mit einem schwer (lungen)kranken Elternteil zusammenleben und dessen einziges Tor zur Außenwelt sind;
- Menschen, die (schwer) krank oder alleine sind oder im Altenheim wohnen;
- Menschen, die Angehörige in Krankenhäusern / Pflegeheimen haben und sie nicht mehr besuchen dürfen;
- Menschen, die schon zuvor durch unser soziales Raster gefallen sind;
- und last but not least, an alle Ärzte/Ärztinnen, Krankenschwestern/-pfleger, Apotheker/-innen, Müllmänner/-frauen...ich mach's kurz: an ALLE, die unser System am Laufen halten und sich um unser (Über-)Leben kümmern. DANKE!!
Ich wünsche mir, dass (nach diesem Corona-Wahnsinn) all jene, die jetzt "systemrelevant" sind, in Zukunft mehr Geld verdienen - von Anerkennung und Applaus alleine wird keiner satt und kann keiner sein Leben selbstbestimmt gestalten. Wer "relevant" ist, soll das auch im Geldbeutel spüren. Und ich bin gerne bereit, von mir etwas abzugeben, um gerechtere Entlohnung zu ermöglichen.
Ich hoffe, dass diese Wunscherfüllung nicht weitere 33 Jahre auf sich warten lässt :-) und freue mich auf ein Wiedersehen - "passt Obacht" würd Pumuckl sagen...
In diesem Sinne, alles Gute für euch/Sie und eure/Ihre Lieben <3
Eure/Ihre Susanne (Jellinek)